Domkirche


Die Wiederhergestellte Domtürme

Die Wiederhergestellte Domtürme grüßen die Reisenden aus der Ferne wie von altersher.


Das Grabmal des Herzog Albrecht im Dom zu Königsberg

Dieser Renaissance Altar markiert dem Platz wo in der Fürstengruft unter dem Domchor der am 20 März 1568 verstorbene Herzog Albrecht, gemäß seinem Wünsch, beigesetzt wurde. Die heute noch vorhandene Überreste dieses Grabmals werden jetzt im Dom wieder sorgfältig restauriert.


Die Orgel des Domes zu Königsberg

Geschichte der Orgel

In 1721 vollendet Johann Josua Mosengel sein größtes Werk in der Königsberger Dom. Auch Gabriel Julius Mosengel wird als Erbauer genannt. GÜTTLER (1925: S. 78) sagt dazu aber: Die mächtige Orgel des Domes hat sein (gemeint wird Johann Josua Mosengel) Sohn gemeinsam mit seinem Schwiegersohne Casparini, Sohn des Adam Horatius und Enkel des Eugen Casparini, 1721 vollendet. Mr. Krzysztof Urbaniak hat dieser Hinweis entdeckt und stellte freundlicherweise ein Transkription zur Verfügung.

Das größte Teil des Pfeifenwerks der Vorganger-Orgel wurde wiederverwendet. Detaillierte Angaben über die Vorganger-Orgel finden Sie auf der Website von Mr. Krzysztof Urbaniak. Ein dreimanualiges Orgelprachtwerk mit 66 Stimmen entsteht. Unter den Stimmen findet man Seltenheiten wie Jubalflöte oder Tubalflöte, Tonus fabri, Theorbe und Kutzialflöte. Die Disposition scheint damit offenbar von Casparini's Görlitzer Werk beinflußt zu sein, wie schon Peter Williams bemerkt (WILLIAMS 1966: S. 280, 293). Sogar das Gebrauch von Zugen im Prospekt kann von Casparini übernommen sein, obwohl auch Erasmus Bielfieldt in Stade (St. Wilhadi) im Brustwerk Zungen im Prospekt einsetzt. Wie nahezu üblich in Preußischen Orgeln, gibt es auch eine Paukenanlage, allerdings nicht hoch oben auf dem Mittelturm wie es oft bei Joachim Wagner zu finden ist, sondern auf der Oberseite der Brüstungspositiven.

In 1740 wird das Werk von Casparini umgebaut (MUND 1914-1).

In 1757 wurde ein vierter Manual mit 10 Stimmen hinzugefügt (RENKEWITZ, JANCA & FISCHER 2008:200).

In 1774 Instandsetzung und 1788 Reparatur von Johann Preuß (RENKEWITZ, JANCA & FISCHER 2008: 200).

Vater und Sohn Scherweit veränderten die Orgel in die Jahren 1836-1857 (MUND 1914-1).

Ab 1860 wird nun jede 20 Jahre ein neues Orgelwerk in den alten Gehäuse eingebaut.

Laut MUND (1914-1: 4) wurde in 1862 (Unterlagen fehlen weil die Sauersche Werkstatt im 19. Jahrh. von einem Feuer getroffen wurde, sehe FALKENBERG 1990, S. 20 und 22) erstmals ein Neubau errichtet vom Wilhelm Sauer/Frankfurt O., von seinem 1860 neugegrundete Filiale in Königsberg aus. Die Orgel wurde verkleint und enthalt 54 Stimmen auf 3 Manualen und Pedal. Vom Mosengels herrliche Werk wird nichts übernommen, allerdings wird der Prospekt beibehalten.

In 1888 findet ein Umbau statt von Max Terletzki (Königsberg) der allerdings ein Neubau gleichgekommen scheint zu sein (FIEBACH 1888). MUND (1914-1) nennt die Stimmenzahl als 55.

Dieser folgt in 1908 ein Neubau, mit pneumatischer Traktur, von Carl Novak, Königsberg. MUND (1914-1) meldet: "die Disposition ist noch die Sauersche von 1862" aber äußert sich sehr negativ über diese Novak-Orgel ("der herrlichen Kathedrale und des prachtvollen Gehäuses durchaus unwürdig"), allerdings ohne den Namen des Orgelbauers zu nennen.
RENKEWITZ, JANCA & FISCHER 2008 (Seite 200) erhielten von Dr. H. Novak Information daß die Disposition 1908 angeblich weitgehend verändert worden war.

Letzlich wurde 1928 ein Instrument vollendet von 64 Stimmen und 4 Transmissionen von Furtwängler & Hammer (Hannover), auch wieder unter Beibehaltung der Mosengelschen Prospekt (MUK 1929-1).

In dieser Situation ist die Orgel dann in August 1944 untergegangen.


Die Domruine nach der Aufräumung der Trümmer, Westseite

Disposition der Orgel

Die Situation wie Sie vermutlich in 1721 war, ist wiedergegeben nach Joachim Hess (HESS 1774: S.126 - 127). Hess zitiert die Namen der Stimmen meistens auf Holländisch. Das wird hier beibehalten.

Die Situation von 1928 bis zur Zerstörung der Orgel in 1944 ist zitiert nach Musik und Kirche, 1929(1): S. 190 - 191.

Hauptwerk

1721 1928 (Manual I)
1. Principaal 16' Prinzipal 16'
2. Rhoerfluit 16' Quintatön 16'
3. Holfluit 8' Prinzipal 8'
4. Speelfluit 8' Gemshorn 8'
5. Unda Maris 8' Holzflöte 8'
6. Violadigamb. 8' Rohrflöte 8'
7. Viola 4' Zink 8'
8. Waltfluit 4' Oktav 4'
9. Jubalfluit * 4' Gemshorn 4'
10. Tubalfluit 2' Rorhflöte 4'
11. Tonus fabri ** 2' Nasard 2 2/3'
12. Fulquint 6' Oktav 2'
13. Scharpe quint 3' Kornett V f
14. Mixtuur X f Mixtur V f
15. Scharp III f Scharf III - IV f
16. Bazuyn 16' Trompete 16'
17. Oboe 8' Tuba 8'
18. Walthoorn 8' Trompete 4'

* = Sollte gemeint sein: "Tubalfluit 4' wie in Görlitz, St. Peter und Paul.

** = Nach Hess ist dies Gloklein-toon, wie es in seiner Sammlung auch für die Görlitzer Peter- und Paulsorgel genannt wird.


Brustwerk

1721 1928 (Manual II)
1. Fluitdous 8' Bordun 16'
2. Quintadeen 8' Prinzipal 8'
3. Pyper of Switscherpyp 4' Hellflöte 8'
4. Fluittravers 4' Bordun 8'
5. Salicet 2' Salicional 8'
6. Mondfluit 2' Quintatön 8'
7. Quint 3' Prinzipal 4'
8. Terz of Sch. II f Blockflöte 4'
9. Cimb.Mixt III - IV f Oktav 2'
10. Theorbe * 16' Rohrflöte 2'
11. Voxhumana 8' Sifflöte 1'
12. Klokkesp 4' Terz 1 3/5'
13. - - Quinte 1 1/3'
14. - - Zimbel III f
15. - - Rankett 16'
16. - - Krummhorn 8'
17. - - Regal 4'

* = Ein sanftes Zungenwerk, nach WILLIAMS (1966, S. 293)


Oberwerk

1721 1928 (Manual III)
1. Principaal 8' Zartgedeckt 16'
2. Quintadeen 16' Flötenprinzipal 8'
3. Human Ged. 8' Viola alta 8'
4. Flut aimable 8' Konzertflöte 8'
5. Octaav 4' Gedeckt 8'
6. Blokfluit 4' Prestant 4'
7. Super Octaav 2' Nachthorn 4'
8. Gemshoorn 2' Flauto dolce 4'
9. Flageolet 1' Waldflöte 2'
10. Ruyschpyp * 3' Blockflöte 1'
11. Scharp III f Quintflöte 2 1/3'
12. Mixtuur V - VI f Terz 1 3/5'
13. Dulciaan 16' Septimen-Kornett IV - V f
14. Trompet 8' Mixtur IV f
15. Engelstem ** 8' Dulcian 16'
16. - - Horn 8'
17. - - Vox Humana 8'

* = Sollte gemeint sein: III f

** = Ein sanftes (?) Zungenregister.


Pedal

1721 1928
1. Principaal 32' Prinzipalbaß 16'
2. Violon 16' Subbaß 16'
3. Subbas open 16' Salicetbaß 16'
4. Violoncello 8' Prinzipalbaß 8'
5. Basfluit 8' Violoncello 8'
6. Tubalfluit 4' Kupfergedackt 8'
7. Nagthoorn 4' Choralbaß 4'
8. Quintadeen 4' Nachthorn 2'
9. Jubal * 2' Rauschpfeife IV f
10. Feldfluit 2' Sordun 32'
11. Kutzialfluit ** 1' Posaune 16'
12. Spitsquint 6' Horn (Transm.) 8'
13. Rauschpyp III f Gedacktbaß (Transm.) 16'
14. Mixtuur XII f Dulcian (Transm.) 16'
15. Bazuyn 32' Trompete (Transm.) 4'
16. Bombart 16' Singend-Kornett 2'
17. Fagot 16' - -
18. Feld Tromp 8' - -
19. Basson 8' - -
20. Schalumo *** 8' - -
21. Trombour **** 8' - -
22. Schalmey 4' - -

* = Tubal ? (Siehe oben)

** = Sehr weite flöte ?

*** = Schalmey oder Chalumeau?

**** = ?


Vorwar eine königliche Stimmenlist. Mit 16 Zungen war diese Orgel, speziel im Pedal, außergewönlich reich besetzt. Da nur noch Fragmente von Mosengels Orgel in Heiligenlinde übrichgeblieben sind, ist es uns leider nicht mehr vergönnt uns die Klang dieser Königsberger Domorgel genau vor zu stellen. Majestätisch, kräftig, Zungenreich, und mit donnernden Bässe sollte es allerdings gewesen sein. Obwohl der Dom rekonstruiert wird, ist es schwer vorstellbar daß ebenso ein klangliche Kopie dieser Orgel gemacht werden könnte, wie es zB in der Falle der Orgel der Dresdner Frauenkirche möglich war.

Daher wurde 2007-2008 auch eine moderne Orgel in einer (nicht ganz stilgetreue) Kopie des Mosengelsche Gehäuse gesetzt. Das ganze steht einige Meter mehr in der Richtung der Kirche als vor der Zerstörung.
Abweichungen vom Originalprospekt sind die Maria statt einem Engel im Mittelturm, ein Phönix statt einem Preußen Adler auf dem Mittelturm und Labialpfeifen statt Lingualpfeifen in die Prospekte der Rückpositiven.
Aber doch: ein vorzüglicher Leistung des Orgelbauers Schuke!


Die rekonstruierte Orgel des Domes zu Königsberg