Einleitung


1. Zerstörung.

Als die Rote Armee General Lasch am 9 April 1945 die Kapitulation Königsbergs abzwung (MÜHLFENZL 1981, S. 100 und 165 ff.), waren schon die meiste Lichte erlöschen. In der Nacht vom 26-27 und wiederum in der Nacht vom 29-30 August 1944 griffen Britische Bomberverbände Königsberg an, womit Kirchen und Orgeln untergegangen sind. Alles was danach geschah war nur eine Befestigung der Tatsache: Königsberg wie es 690 Jahre lang existiert hat, war tot. Ab 4 Juli 1946 heißt die Stadt Kaliningrad.

Die kulturelle Erbe Königsberg ist nun Geschichte. Die Ausmaß der Zerstörung ist kaum zu erfassen. In SCHARLOFF 1982 wird ein Bild vom heutigen Königsberg gegeben.

Nichts existiert mehr von der einstige Orgelpracht dieser Hanse-, Ordens- und Königsstadt (sehe auch Mattheson in NIEDT 1721), obwohl auch bis zur Zerstörung nur noch sehr wenig historisches Pfeifenmaterial hinterblieben war. Nur einige Photographien und etwas an Literatur bleibt uns. Tonaufnahmen kenne ich leider nicht. Vielleicht gibt es in einer der Rundfunkarchiven noch eine Aufnahme der Domorgel, gespielt vom damaligen Orgelvirtuose Herbert Wilhelmi (ab 1937 im Ambt als Domorganist, siehe GAUSE 1996, Tl.III, S. 139). Eine erhalten gebliebene Aufnahme der Orgel der Franz. Ref. Kirche (vor 1932) wäre allerdings am meisten wünschenswert, weil diese Orgel noch Pfeifenwerk von Caspari besaß.

Das langerwartete zweiter Teil der Orgelbaugeschichte Ost- und Westpreußen (RENKEWITZ, JANCA & FISCHER 2008) erschien Ende 2008, nachdem das erster Teil schon 1984 verlegt wurde (RENKEWITZ & JANCA 1984). Die Neuerscheinung 2008 ist eine der wichtigsten Beiträge zur Orgelbaugeschichte in Jahrzehnte, wird hiermit doch das total verlorene Orgellandschaft Ostpreußen für das ebenso totales Vergessen behütet.

In die nachstehenden Web - Seiten will ich versuchen wenigstens etwas von die Orgelgeschichte Königsbergs im Bewustsein der heutigen Zeit wiederherzustellen. Zitierungen mit großen Buchstaben referieren zur Literaturhinweis.


2. Tätige Orgelbauer

David Trampp (um 1640? - 1698)

Mosengel, Caspari und Casparini werden in RENKEWITZ, JANCA & FISCHER 2008 monografisch vorgestellt.


Adam Gottlob Casparini (1715 - 1788), für Familiebeziehungen zu den anderen Casparini's, sehe BURGEMEISTER 1973 (S. 310) und GAUSE 1996 (Tl. II, S. 111). FRIEDRICH 1989 (S. 68) nennt dieser Casparini auch als Schüler von Heinrich Gottfried Trost.
Adam Gottlob Casparini (1715 - 1788) sind noch einige Orgeln außerhalb Königsbergs erhalten in Barten (Ostpr., erbaut 1750) und Mühlhausen (Ostpr., erbaut 1742-44 zusammen mit Christoph Heinrich Obuch) (LINKE 1985; RENKEWITZ & JANCA 1984: S. 219 ff) sowie in Vilnius, Dominikanerkirche (MCCREA & GRAHN 1995: 25-27).

Die letzte erwähnte Orgel hat 30 Stimmen verteilt über 2 Manuale und Pedal. Diese Orgel (Abbildung Unten) scheint die Jahrhunderte ohne nennenswerte Schaden oder Reparaturen überdauert zu haben. Sie ist ein Vertreter des sgn. Königsberger Prospekt Typus. Diese Orgel ist die einzige originelle Verbindung mit der Orgelgeschichte Königsbergs. Durch dieses Instrument können wir eine gute Eindruck bekommen wie einst die Orgeln in Königsberg geklungen haben.

Mehr Info: Sehen Sie auf die spezielle Casparini-Seite(in English)

Casparini - Orgel der Dominikanerkirche in Vilnius.

Johann Preuß (1722 - 1798)

Christoph Wilhelm Braveleit (1752 - 1796). Er war ein Schüler Casparinis (GAUSE 1996, Tl.II, S. 217). Von Braveleit gibt es noch eine Orgel von 1784 (I Manual, ursprünglich 13 Stimmen) in Edole, Litauen. Orginell sind noch 6 Stimmen, der Prospekt, die Balgen (vermutlich) und die Windladen. (Freundlicherweise mitgeteilt vom Herrn Ervins Reinverts, Litauen).


Max Terletzki, Elbing (19.-20. Jh.)

Bruno Goebel, Königsberg (19.-20.Jh.)


3. Der Königsberger Prospekt

Der oben abgebildete Orgel der Dominikanerkirche in Vilnius ist ein sehr gutes Beispiel von dem Konigsberger Prospekt Typus. Ob und wann diese Typus auch von Casparini erfunden worden ist, laßt sich wohl nicht mehr nachweisen.

Die wichtige Merkmale des Königsberger Prospekt Typus sind:

Dieser Typus kam auch in abgewanderte Form zurück, z.b. im Dom, Haberberger Kirche und Neuroßgärter Kirche zu Königsberg.


Bitte, wenn Sie, Leser, weitere Daten haben oder kennen, oder noch Foto's haben,

Schicken Sie Bitte ein E - mail: über Königsberg und seine Orgeln an Dr Rob Kruijt, Nederland.